Biologisches Geschlecht
Dieser Text bezieht sich auf ein Gespräch mit dem YouTuber und Streamer einzigHugo, das auf meinem YouTube-Kanal zu finden ist. Thema war der derzeitige Wissensstand über das menschliche Geschlecht.
Zunächst ist zu sagen, dass Definitionen immer soziale Konstrukte sind. Selbst sorgfältig formulierte Begriffsbestimmungen spiegeln die Art und Weise wider, wie wir als Gesellschaft die Welt interpretieren und Bedeutung verleihen. Doch warum verwenden wir überhaupt Definitionen, wenn sie die “wahre Welt” nicht vollständig erfassen können? Diese berechtigte Frage führt uns zu einem Gedankenexperiment.
Die “wahre Welt” ist ein komplexes Geflecht aus Erfahrungen, Wahrnehmungen und individuellen Perspektiven. Unsere Definitionen sind Werkzeuge, die uns helfen, diese Komplexität zu strukturieren und zu verstehen. Sie sind wie Karten, die uns Orientierung bieten, auch wenn sie nicht das gesamte Territorium abbilden können.
Nun zur “Million-Dollar-Frage”: Wie beeinflusst diese Feststellung die “Geschlechter-Debatte”? Es geht nicht darum, die Anzahl der Geschlechter zu zählen, sondern vielmehr darum, wie biologisches Geschlecht im Kontext menschlicher Erfahrungen zu betrachten ist.
In diesem Gespräch mit Hugo wurde deutlich, dass die Frage nach der Anzahl der Geschlechter nicht ausreicht — sogar die falsche Frage ist. Viel bedeutender ist die Reflexion darüber, wie wir als Gesellschaft — mit der Wissenschaft als Teil der Gesellschaft — Geschlecht definieren und welche Auswirkungen das auf das Leben von Menschen hat. Letztendlich geht es darum die Vielfalt menschlicher Identitäten zu respektieren — unabhängig von starren Kategorien.
Empfohlene Literatur und Videos zu diesem Thema findest du in den Fußnoten.
Annäherung an die Debatte
“Wie viele Geschlechter gibt es?” – Eine auf den ersten Blick einfache Frage, die aber bei genauerer Betrachtung gewisse Probleme aufwirft. Die Antworten “Zumindest drei – männlich, weiblich und inter” oder “genau zwei” scheinen auf den ersten Blick sinnvoll, doch lauert schon hier die Gefahr eines Missverständnisses.
Denn: Definitionen sind menschengemacht. Wir graben sie nicht aus der Erde oder finden sie auf göttlich beschrifteten Steintafeln. Stattdessen sind Definitionen Werkzeuge, die uns helfen, die Welt zu strukturieren und zu verstehen.
In der Grenzziehung — beim Definieren — stützen wir uns auf tatsächliche Fakten wie Chromosomen, Geschlechtsmerkmale und Hormonspiegel. Doch die Einordnung und Sortierung dieser Fakten, um Kategorien und Definitionen zu schaffen, ist stets ein gesellschaftlich-interpretativer Prozess. Es geht nicht nur um biologische Gegebenheiten, sondern auch um die wissenschaftliche — gesellschaftliche — Interpretation und Kategorisierung.
Wie sieht diese Grenzziehung bei der Geschlechtsausprägung aus? — Die gesamte Menschheit — rund 7 Milliarden einzelne Menschen — besitzt unterschiedliche DNA, Körpergrößen, Organe und Hormonspiegel. In diesem komplexen System der Varianz erkennen wir Muster. Doch: Diese Muster sind nicht zwangsläufig korrekt und können bei genauerer Betrachtung sogar irreführend sein. Daher dürfen wir sie nicht einfach akzeptieren, sondern müssen sie kritisch hinterfragen.
“Definitionen sind menschengemacht. Wir graben sie nicht aus der Erde oder finden sie auf göttlich beschrifteten Steintafeln. Stattdessen sind Definitionen Werkzeuge, die uns helfen, die Welt zu strukturieren und zu verstehen.”
Ein anschauliches Beispiel für ein eindeutiges, aber letztlich falsches Muster ist das westliche Konzept der sogenannten “Rasse”. Historisch haben wir Menschen in verschiedene “Rassen” eingeteilt. Es existierte sogar ein eigenes Forschungsgebiet namens “Rassenkunde”. Man nahm an, dass die Hautfarbe einer Person Rückschlüsse auf ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten “Rasse” zulässt.
Mittlerweile wissen wir, dass die Hautfarbe allein keine verlässlichen Informationen über die genetische Zusammensetzung einer Person liefert. Auch wenn dieses Beispiel unpassend erscheint, hebt es die Notwendigkeit, vermeintlich eindeutige Kategorien kritisch zu hinterfragen und nicht ungeprüft zu übernehmen besonders schön hervor.
Das Konzept des “biologischen Geschlechts” entsteht erst, wenn wir es verwenden, um etwas zu beschreiben. Die menschliche Fortpflanzung funktioniert wunderbar und problemlos, ohne dass wir diese Kategorie (“männlich”, “weiblich”) benötigen. Alles, was dafür notwendig ist, sind die Keimzellen und die entsprechende Infrastruktur, um diese zu produzieren und zu transportieren. Wir ziehen diese Grenze nur, um den Vorgang besser beschreiben und verstehen zu können. Wie wir Menschen mit diesen Organen klassifizieren, hat keine Auswirkungen auf die biologischen Prozesse und ist daher für die Fortpflanzung nicht von Bedeutung. »Aber warum verwenden wir dann überhaupt die Einteilung in biologische Geschlechter?«
Einerseits ist das Geschlecht im Kontext der Fortpflanzung relevant. Wenn wir es aus dieser Perspektive betrachten, unterscheiden wir Männer und Frauen anhand ihres “3G-sex” (Genetik, Gonaden, Genitalien). Allerdings wäre jemand, den wir gemeinhin als “Mann” bezeichnen würden, aber der keine Spermien produzieren kann, in diesem Sinne kein Mann.
Das Geschlecht von Personen auch in anderen Zusammenhängen relevant. Beispielsweise unterscheiden sich die Symptome eines Herzinfarkts bei Männern und Frauen. Dafür wird ein breiteres, vollständigeres Verständnis des biologischen Geschlechts gewählt. Die “Geschlechtsausprägung” beschreibt das “Gesamtbild der inneren und äußeren Geschlechtsmerkmale”.
Wofür Definitionen
Menschen schaffen Definitionen, um die komplexe Welt um uns herum zu begreifen. Die Vielzahl an Reizen, denen wir täglich ausgesetzt sind, wäre ohne eine systematische Betrachtung nicht zu bewältigen. Die von uns geschaffenen Kategorien und ihre Definitionen dienen als Werkzeuge, um die Welt zu vereinfachen und zu verstehen.
Die Methoden, mit denen wir diese Kategorien entwickeln, ihre Zusammensetzung und die Art und Weise, wie wir ihre Grenzen ziehen, sind vielfältig. Es kann sich dabei um religiöse Begriffe (“Sünde”, “Wunder”), wissenschaftliche Konzepte (“Element”, “Molekül”, “Kraft”) oder Kategorien aus anderen Kontexten (“Hooligans”, “Sessel”, “Politik”) handeln.
Alle Kategorien haben nur dann eine Berechtigung, wenn sie für uns nützlich sind. Die Kategorie “Sünde” erfüllt beispielsweise die soziale Funktion, unerwünschtes Verhalten zu ächten und zu verhindern. Die Definitionen von “Element” und “Molekül” dienen zahlreichen Zwecken, wobei die wichtigste darin besteht, unser chemisches Wissen zu ermöglichen, was wiederum die Herstellung von Medikamenten unterstützt. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff “Sessel”. Wenn ich in ein Möbelgeschäft gehe, weil ich zu wenig Sitzgelegenheiten in meiner Wohnung habe, bietet mir das Schild “Sessel, Tische” eine wertvolle Orientierung im “IKEA-Labyrinth”.
“Alle Kategorien haben nur dann eine Berechtigung, wenn sie für uns nützlich sind. “
Die “Million-Dollar-Question”
Die Frage nach der Funktion von Definitionen wie “biologisch männlich” oder “biologisch weiblich” führt uns zu der bereits erwähnten Doppeldeutigkeit des Geschlechts in der Forschung. Die Antwort hängt davon ab, welchen Aspekt wir betrachten.
Beschäftigen wir uns mit den Mechanismen der Fortpflanzung? Dann ist vor allem das “Genetic-Gonadal-Genital-Sex” (3G-Sex) von Bedeutung. Interessieren uns hingegen Herzinfarkt-Symptome? Dann liefert uns der Blick auf die Gameten nur begrenzte Informationen. Ein umfassenderes Verständnis des Phänomens zeigt uns allerdings die vielfältigen Faktoren, die für die unterschiedlichen Symptome zwischen Männern und Frauen verantwortlich sind.
Welches dieser beiden Verständnisse ist für uns relevanter? Im Alltag kommen wir selten mit dem 3G-sex in Berührung — oder fragt ihr jedesmal wenn ihr jemanden kennenlernt nach dem Chromosomensatz?. Daher die Frage: Ist jemand, der alle Eigenschaften eines “biologischen” Mannes aufweist, aber keine Spermien produzieren kann, dennoch ein Mann? Und wie ist es, wenn eine Person in allen anderen Aspekten männlich ist, aber eine Vagina hat – sei es aufgrund von CAIS (complete androgen insensitivity), PAIS (partial androgen insensitivity) oder Gonadendysgenesie? Ist diese Person ein Mann, eine Frau oder etwas dazwischen?
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Wir können diese Menschen kategorisieren, sollten jedoch dabei bedenken, dass diese Einordnung nicht rein wissenschaftlich, neutral oder objektiv ist. Immer dann, wenn Interpretation gefragt ist und alternative Sichtweisen möglich sind, sollten wir uns dessen bewusst sein und uns keine falsche Objektivität zuschreiben.
Da unser kollektives Verständnis des biologischen Geschlechts stets in gesellschaftliche Diskurse eingebettet ist, können wir – weder Wissenschaftlerinnen noch Diskussionsteilnehmerinnen – jemals von uns behaupten, eine neutrale Position einzunehmen. Bei der Wahl von Definitionen orientieren wir uns an ihrer Nützlichkeit, und der beabsichtigte Nutzen ist niemals gesellschaftlich neutral. Der richtige Umgang mit diesem Dilemma besteht darin, die angestrebte Funktion einer Definition zu verstehen. Ob dieser Nutzen sinnvoll ist, kann diskutiert werden. Dennoch sollten wir uns nicht selbst täuschen und behaupten, Definitionen beschrieben Dinge objektiv und, dass “korrekte” Definitionen unabhängig von ihrer sozialen Wirkung existieren könnten. Die Korrektheit einer Definition lässt sich nur anhand ihrer Nützlichkeit überprüfen.
Der vermeintliche Sinn des biologischen Geschlechts
»Was ist der „Sinn“ des biologischen Geschlechts?« Diese Frage wird oft mit dem Zweck der Fortpflanzung des Menschen beantwortet. Allerdings handelt es sich dabei lediglich um eine nachträgliche Zuschreibung und nur einen Teilaspekt. Der Sinn des Geschlechtsverkehrs ist ja auch nicht nur die Fortpflanzung (viele Leute haben Sex, ohne sich fortpflanzen zu wollen).
“Die Korrektheit einer Definition lässt sich nur anhand ihrer Nützlichkeit überprüfen.”
Tatsächlich können wir nicht mit Sicherheit sagen, welchen Sinn etwas hat. Wie können wir überhaupt beweisen, dass es einen übergeordneten Sinn hinter den Dingen gibt? Wer oder was würde diesen Sinn festlegen? Ein göttliches Wesen? Die „Natur“ (die in diesem Kontext oft als Göttin stilisiert wird)? Oder vielleicht die Evolution? Egal, worauf wir uns beziehen, wir können nur vermuten, aber nicht beweisen, dass biologische Prozesse einen tieferen Sinn haben. Die Annahme eines metaphysischen Sinns oder einer Bedeutung des biologischen Geschlechts bleibt daher ein unvollständiges Argument, ohne abschließenden Beweis.
Warum suchen wir überhaupt einen tieferen Sinn?
Betrachten wir die Gesellschaft, könnte man argumentieren, dass der (instinktiv begründete) Wunsch nach einer geordneten Welt, den Grund für die Frage nach dem Sinn darstellt. Dieser Wunsch ist auch mit religiösen Aspekten verknüpft, da eine einfach organisierte Welt auf einen intelligenten Schöpfer hindeuten könnte. Dieser Gedanke spiegelt sich in der historisch gut dokumentierten Ablehnung medizinischer Forschung durch die Kirche wider. Die Auffassung von Krankheit als biologischem Prozess und nicht als göttlicher Strafe hat die Macht der Kirche letztendlich erheblich geschwächt.
Ein Verständnis für die Komplexität des menschlichen Lebens und die biologischen Prozesse ermöglicht es Menschen, freier zu denken und zu leben. Daher bekennen sich autoritäre politische Akteure oft demonstrativ zu einer einschränkenden binären Sichtweise (“entweder oder”). Interessanterweise waren die Forschungen des Instituts für Sexualwissenschaft unter den ersten Opfern der Bücherverbrennungen während der Nazi-Zeit. Obwohl die Nazis noch andere Probleme mit dem Institut hatten, ist deutlich erkennbar, dass vor allem regressive und teils proto-faschistische politische Akteure (wie Viktor Orbán, Ron DeSantis und Wladimir Putin) an der binären Geschlechterordnung festhalten.1
“Die Auffassung von Krankheit als biologischem Prozess und nicht als göttlicher Strafe hat die Macht der Kirche letztendlich erheblich geschwächt.”
Warum hat meine Debatte nach den “zwei biologischen Geschlechtern” stärkere Wellen geschlagen, als die Debatte, wann man jemanden als Nazi bezeichnen kann? Warum ist es den hunderten von Kommentaren unter meinem Video so wichtig daran festzuhalten, dass es vermeintlich nur zwei Geschlechter gibt?
Nichts davon ist deterministisch zu betrachten. Man kann die Ansicht vertreten, dass es genau zwei biologische Geschlechtsausprägungen gibt, ohne dabei regressiv zu sein. Dennoch sollten wir uns bewusst sein, dass die lautstarke Positionierung in dieser Debatte keineswegs ausschließlich auf dem wissenschaftlichem Interesse an der Wahrheit beruht. Vielmehr ist sie oft Teil einer gesellschaftlichen Erzählung, die darauf abzielt, Menschen in ihren Entscheidungsspielräumen einzuschränken – insbesondere Transpersonen. Politische Akteure wie Viktor Orbán und Ron DeSantis lehnen die Existenz von Transpersonen ab und beziehen sich dabei auf die “Realität”, in der es nur zwei Geschlechter gäbe. Die Verwechslung von »Gender« und »Sex« ist in diesem Fall kein Zufall.
“Dennoch sollten wir uns bewusst sein, dass die lautstarke Positionierung in dieser Debatte keineswegs ausschließlich auf dem wissenschaftlichem Interesse an der Wahrheit beruht. Vielmehr ist sie oft Teil einer gesellschaftlichen Erzählung, die darauf abzielt, Menschen in ihren Entscheidungsspielräumen einzuschränken – insbesondere Transpersonen.”
Gibt es nun mehr als zwei Geschlechter?
Die Antwort hängt davon ab, ob wir über den “3G-Sex” oder die “Geschlechtsausprägung” sprechen. Im 3G-Sex-Konzept gibt es (nach meinem Wissensstand) nur zwei Geschlechter. Allerdings wird jemand mit einem Penis, aber ohne die Fähigkeit zur Spermienproduktion, nicht als Mann betrachtet. Das 3G-Sex-Modell hat seine Nützlichkeit, ist aber in seiner Anwendbarkeit stark eingeschränkt.
Im Fall der Geschlechtsausprägung sieht es (nach meinem Wissensstand) ganz anders aus. Hierbei werden zahlreiche Faktoren berücksichtigt, darunter Gameten, Genitalien, Chromosomen, Hormonspiegel und viele weitere. Aufgrund dieser Komplexität ist eine eindeutige Festlegung oft schwierig. Die biologischen Prozesse, die für die Entwicklung der verschiedenen Aspekte des biologischen Geschlechts verantwortlich sind finden unabhängig voneinander statt und sind in ihrer Addition für die Komplexität der Geschlechtsausprägung verantwortlich.
Ich möchte hier nicht im Detail auf diese Komplexität eingehen. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier nachschauen oder hier. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich das menschliche Geschlecht im Mutterleib in verschiedenen Phasen herausbildet, wobei es in jeder dieser Phasen mehr als zwei Ausprägungen gibt. Die Entwicklung dieser Ebenen hängt nicht allein vom Genom ab. Daher ist selbst anhand einer vollständig sequenzierten DNA keine eindeutige Zuordnung zu einem Geschlecht möglich. Vielmehr handelt es sich um einen unglaublich komplexen Prozess, bei dem in verschiedenen Stadien DNA, Hormone und zahlreiche andere Faktoren zusammenwirken, um die Geschlechtsausprägung einer Person schrittweise aufzubauen. Eine verständliche und anschauliche Erklärung findet ihr hier.
Zusammenfassung
Die wissenschaftliche Komplexität, die wir heute erforschen, wäre uns verschlossen geblieben, hätten wir an dem Punkt aufgehört zu fragen, an dem wir glaubten: »Es gibt nur zwei Geschlechter!«. Durch die Bereitschaft, bestehendes Wissen seit Jahrhunderten kritisch zu prüfen, haben wir ein klareres Bild vom biologischen Geschlecht erhalten.
Im Gegensatz zu jemandem, der behauptet: »Es gibt nur zwei Geschlechter, und das ist die absolute Wahrheit«, sehe ich es differenzierter. Diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern zeugt auch von mangelndem philosophischem Verständnis und sollte meiner Meinung nach nicht ernst genommen werden.
Mir wird vorgeworfen, den Anspruch auf die absolute Wahrheit zu erheben. Genau das tu ich nicht. Alles, worauf ich mich beziehe, ist der »derzeitige Stand der Forschung«. Da der Forschungsprozess jedoch fortwährend voranschreitet, ist auch dieses Wissen nicht endgültig. Trotzdem möchte ich betonen, dass die Komplexität des menschlichen Geschlechts und seiner Ausprägungen mit jeder weiteren Forschungsarbeit zunimmt und sich immer weiter von einem “entweder-oder”-Verständnis entfernt.
Für mich persönlich ist dieses Thema und diese Diskussion abgeschlossen. Das ist meine Position, so kurz wie möglich zusammengefasst. Wenn du eine andere Sichtweise hast, ist das ok. Ich erwarte deine ausführliche Argumentationszusammenfassung in meinem Postkastl.
Nicht jeder der an die binäre Geschlechterordnung glaubt ist ein Faschist, aber alle Faschisten glauben an die binäre Geschlechterordnung. Teilaspekt des “Sinns” des biologischen Geschlechts ist die Einschränkung von Denk-, und somit Handlungsspielräumen, die einem autoritären Denken zugute kommen.
Liste an Literatur/Videos
Anne Fausto Sterling: Why Sex is Not Binary (https://www.nytimes.com/2018/10/25/opinion/sex-biology-binary.html?ref=oembed)
Sary M. van Anders et al.: Biological Sex, Gender, and Public Policy (https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/2372732217720700)
Goran Štrkalj: Beyond the Sex Binary: Toward the Inclusive Anatomical Sciences Education (https://anatomypubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ase.2002)
J F McLaughlin et al.: Multivariate Models of Animal Sex: Breaking Binaries Leads to a Better Understanding of Ecology and Evolution (https://academic.oup.com/icb/article/63/4/891/7157109)
L. Zachary DuBois et al.: Challenging the binary: Gender/sex and the bio-logics of normalcy (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajhb.23623)
Claire Ainsworth: Die Neudefinition des Geschlechts (https://www.spektrum.de/news/die-neudefinition-des-geschlechts/1335086)
Hi Gregor, ich finde, dass du in deinem gut geschriebenen und schön argumentierten Artikel ein bisschen rumeierst. Es ist doch eigentlich gar nicht so kompliziert: In der Biologie beschreibt Geschlecht die Rolle bei der Fortpflanzung. Und dort gibt es nur männlich und weiblich. Die Geschlechtsausprägung baut sich darauf und umfasst viele Dinge. Dabei können mal auch Abweichungen passieren, sodass sich manche Menschen nicht klar einsortieren lassen. Trotzdem zerstören Inter nicht das binäre System, da auch durch sie soweit ich weiß keine dritte Rolle bei der Fortpflanzung entsteht.
Die binäre Definition ist doch logisch sauber, klar und ich finde sie nützlich: Sie beschreibt die Rolle bei der Fortpflanzung. Die erkennt man an der Frage: Samenzelle oder Eizelle? Um das zu gewährleisten oder darauf aufbauend prägt sich der ganze Körper bei Mann und Frau anders aus. Bei dem Prozess können auch mal Abweichungen passieren und Inter entstehen, die nicht ganz ins Raster passen. Trotzdem gibt es nur zwei Rollen in der Fortpflanzung, die für die unterschiedlichen Geschlechtsausprägungen sorgen, von denen Inter eine natürliche Abweichung sind.
Wo siehst du denn bei diesem schönen und sauberen Konzept ein Problem? Sie spiegeln nicht die volle Komplexität der Welt wieder? Ja, denn das machen Begriffe nun mal. Und zwar zurecht: Das binäre biologische Geschlecht lässt uns nämlich sehr viele Dinge in der Natur verstehen. Ich finde es nützlich, klar und logisch sauber und verstehe nicht, wo das Problem liegt.